COSBY
„As Fast As We Can“ (Warner/Chappell – VÖ: 28.08.2015)
Den richtigen Moment abzupassen, den geeigneten Rhythmus für sich und das
eigene Leben zu finden – das ist leichter gesagt als getan: Manch einer bricht
überstürzt auf, kann nicht schnell genug ans Ziel kommen, verrennt sich womöglich;
andere lassen die Dinge auf sich zukommen, geniessen die Aussicht unterwegs,
akzeptieren das Auf und Ab, und wieder andere verpassen den Zug einfach komplett.
Cosby aus München zeigen auf ihrem kommenden Debütalbum „As Fast As We
Can“, wie sie diesen Balanceakt meistern: Einerseits rasant unterwegs – erst im
Herbst 2014 stand die Band mit der Debüt-EP „Love and War“ in den Startlöchern,
geht’s jetzt schon Schlag auf Schlag mit dem offiziellen Debüt weiter –, merkt man
zugleich, wie wichtig es Cosby ist, eben nichts zu überstürzen und die eigenen
Wurzeln, jenes schwer greifbare, pulsierende Gemisch aus enger Freundschaft,
Hook-Verliebtheit, Weltverbesserungsstreben und vertontem Tatendrang, nicht zu
vergessen bei all dem Rückenwind der letzten Monate.
Dass es sich bei Cosby um ein seltenes Hybridwesen handelt, war schon auf ihrer
EP zu spüren: Die vier Münchner scheuen nämlich keineswegs vor grossformatigen
Popansagen zurück, obwohl ihre Produktionen ganz klar auf DIY-Wurzeln basieren,
ein gesunder, organischer Indie-Spirit ganz offensichtlich das Fundament und
oberste Priorität für sie darstellt. Ihr Wille, etwas Ganzheitliches, auf Freundschaft
Basierendes zu schaffen (und zu leben), geht sogar so weit, dass sie sich selbst fast
schon als „Öko-Haufen“ bezeichnen würden – inklusive eigener Mini-Hühnerfarm
übrigens –, nur klingen ihre Songs trotzdem zum Teil „wie neue US-Superhits“, um es
mit dem Bayerischen Rundfunk zu sagen.
„As Fast as you can“ lässt man sich auf das Gefühl ein, das einen im Eröffnungstitel
wie eine Böe erfasst, gefolgt von Sehnsucht nach etwas Ungreifbarem das hin- und
hergerissene „We Kiss“: Mal lacht man, tanzt ausgelassen umher, dann zerbricht
das Herz und alles versinkt im Schmerz – da kann einem schon mal „dizzy“ werden.
Untermalt mit verspielten Synthies und gedrosseltem Dream-Pop-Sound, löst auch
„Leaving“ eine romantische Sehnsucht aus. „Salt“ schwemmt den Blick frei, zieht
die Spur salziger Tränen über die Haut, wo zuvor Glühen war. Eine durch und durch
epische Zeitlupen-Ballade ist „Hardest Thing“, die die Unmöglichkeit des
Weitermachens umkreist, weil die Wunden einfach noch zu frisch sind bis „Lost“
abermals zum Innehalten und Bis-10-Zählen aufruft: Da das Ergebnis noch offen, der
Refrain als Frage formuliert ist. Es geht klanglich mit treibender, vorwärts
preschender Energie weiter („Yeah, yeah, yeah/here we go“ heißt es im
euphorischen Titel „Yeah!“). „Yeah!“, sowie auch „Boon and Bane“ bringen das
Gefühl zurück, wie es ist, die Flügel auszubreiten und hinter sich zu lassen, was am
Boden hielt. Ist die wiederentdeckte Kraft und das Neue schon stark genug, um mit
dem nächsten Windstoss abzuheben? Oder siegen Enttäuschung und Rachegelüste
in „Love and War“? „If everything could ever feel this real forever“, heißt es dann auf
der überraschenden Coverversion des Foo-Fighters-Klassikers „Everlong“, dem
Cosby mit wabernden Synthie-Teppichen grandios ihren klanglichen Stempel
aufdrücken: „Diese Band hat uns schon immer begleitet“, berichten sie über den
einzigen Coversong von „As Fast As We Can“. Nach einem langsam stampfenden
Schlusspunkt ohne Wenn und Aber („Everything“), berührt „Feel“ noch einmal alte
Wunden, um einen Weg zur Heilung zu finden. Kriegerische Trommelschläge in
„Never“ münden in melancholische und zugleich euphorische Oh-oh-oh-Gesänge
und lösen ein Gefühl des Aufbruchs aus, in eine hoffentlich selbstbestimmte (und
natürlich trotzdem ungewisse) Zukunft.
Seit rund fünf Jahren miteinander befreundet, arbeiten Marie Kobylka (Gesang,
Piano), Christoph Werner (Synthesizer, Gitarre), Robin Karow (Schlagzeug)
und Kilian Reischl (Bass) seit Anfang 2013 daran, ihr kollektives Lebensgefühl unter
dem Namen Cosby zu vertonen: „Jeder Song schäpft aus den Gedanken und
Erlebnissen der Band und ist deshalb so echt und ehrlich wie ein Tagebucheintrag“,
sagte Schlagzeuger Robin schon über die in Eigenregie produzierte und
veröffentlichte EP „Love and War“, die im September 2014 mit den Top-50 der
deutschen iTunes-Charts flirteten und mit der Single „Boon and Bane“ sogar zwei
Monate lang die Top-300 der Airplay-Charts aufmischte. Nachdem ihre ersten Tracks
ganz ohne Label-Support schon wenig später über 300.000 Streams bei Spotify
verzeichneten und Cosby erste Lobeshymnen von der SZ, dem BR, dem
Musikexpress und der WELT („...ein ungeschliffenes Pop-Juwel“) kassierten, haben
die vier Münchner für ihr kommendes Debütalbum einen Vertrag mit
Warner/Chappell Music unterschrieben und waren nach zahlreichen Festival-
Auftritten 2014 im Rahmen der Fiat 500X Kampagne quer durch Deutschland
unterwegs.
Bevor „As Fast As We Can“ im Sommer 2015 erscheint, waren Cosby mit der
„Startrampe“ vom BR bis nach London auf Tour und im Mai beim diesjährigen GEMA
Musikautorenpreis in der Kategorie „Nachwuchs“ nominiert. Pünktlich zur
Albumveröffentlichung wird die zu den „grössten Pop-Hoffnungen der Stadt
(München)“ gekürte Band dann auch weit über die Grenzen Deutschlands zu hören
sein. Für die ab Juli europaweit ausgestrahlte TV-Kampagne der Parfümmarke
MEXX holte sich Procter & Gamble nach der letzten Kooperation mit James Blunt
jetzt den Durchstarter COSBY mit ihrem Hit „Boon and Bane“ ins Boot.
Auch wenn das Herz mal zu Rasen beginnt, mal aussetzt und zu verzweifeln droht:
Auf „As Fast As We Can“ zeigen Cosby, dass sie sich weder hetzen noch
aufhalten lassen...
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